Der Innovationsmanager geht in den Ruhestand
In der Fachwelt gilt er als ausgewiesener Experte der Systemintegration für Elektronik-Produkte und Fachmann für langlebige Chip-Verbindungen. Nachdem er das Fraunhofer IZM dauerhaft als Institutsleiter auf Erfolgskurs gehalten hat, geht Prof. Klaus-Dieter Lang in den Ruhestand.
Strategie: Von der Technologie zur Anwendung
Der studierte Elektrotechniker widmete sich in den 1980ern am Fachbereich Elektronik der Humboldt Universität den Themen Halbleitertechnik, Aufbau- und Verbindungstechnik, Packaging und Qualitätssicherung. Während dieser Zeit promovierte und habilitierte er sich und wurde für die Ergebnisse seiner Arbeit mit dem „Humboldt-Preis“ geehrt. Nach dem Aufbau eines Bereichs „Mikrofügetechnik und optische Verbindungstechnik“ an der SLV Hannover gestaltete er seit der Gründung des Fraunhofer IZM im Jahr 1993 den Weg dieses Instituts aktiv mit und wurde schließlich im Jahr 2010 dessen Leiter.
Maßgeblich für seine Strategie am Fraunhofer IZM war der Kompetenzaufbau für die Wertschöpfungskette mikroelektronischer Systeme auf Basis fortschrittlicher Aufbautechnologie, hin zu anspruchsvollen Anwendungssystemen. Im Vordergrund standen optimierte Integrationstechniken, eine höhere Zuverlässigkeit, integrierte Sensoren und Aktoren sowie die Miniaturisierung und Anpassung an beliebige vorgegebene Bauräume. Seinem Engagement ist auch die Einrichtung von fünf Geschäftsfeldern zu verdanken, die bestens auf die Bedürfnisse industrieller Kunden eingestellt sind.
Diplomatischer Netzwerker
In der Fachwelt gilt er als geschickter Integrator, nicht nur unter dem Aspekt der Miniaturisierung und Integration mikroelektronischer Strukturen in nahezu beliebige Applikationsumgebungen, sondern ebenso im Hinblick auf die strukturelle Vernetzung der Forschungsakteure mit Industriepartnern. So war er z.B. Mit-Initiator des Zentrums für Mikrosystemtechnik ZEMI mit Sitz in Berlin-Adlershof, welches das regionale Forschungs- und Entwicklungspotenzial in der Mikrosystemtechnik vernetzte und dessen Sprecher er lange Jahre war.
Doch nicht nur auf regionaler und nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene ist sein Sachverstand überaus gefragt: Im Scientific Advisory Board von EURIPIDES (European Smart Electronic Systems) koordinierte er u.a. die Weiterentwicklung industrierelevanter Forschungs-Roadmaps auf europäischer Ebene und vernetzte das Potenzial der FuE-Einrichtungen aus über 20 Ländern mit federführenden forschungspolitischen Akteuren.
Als Würdigung für seine außerordentlichen Leistungen in Wissenschaft und Forschung erhielt Klaus-Dieter Lang 2014 die Fraunhofer-Medaille und 2017 von der internationalen Fachvereinigung IMAPS den William D. Ashman Achievement Award für den Bereich Electronic Packaging und System Integration. Im Jahr 2016 wurde er mit dem DVS-Ehrenring ausgezeichnet.
Im Jahr 2018 wurde ihm der IEEE Fellow Grade im Bereich Heterointegration und Mikroelektronik-Packaging verliehen. Im Oktober 2019 wurde er außerdem mit der höchsten VDE-Auszeichnung der Gesellschaft Mikroelektronik, Mikrosystem- und Feinwerktechnik – dem GMM-Award – ausgezeichnet. Weiterhin ist er Fellow und Life Member von IMAPS.
Akquisition und Realisierung von Großprojekten – All Silicon System Integration Dresden
Von unschätzbarem Wert für die Fraunhofer-Gesellschaft sind Klaus-Dieter Langs Qualitäten bei der Akquise und dem Management von Großprojekten. Unter seiner Leitung wurde 2010 der Aufbau des Dresdener Zentrums zur 3D-Systemintegration, das “All Silicon System Integration Dresden“ (ASSID), maßgeblich vorangetrieben. Der Standort mit mittlerweile über 40 Mitarbeitenden entwickelt Waferlevel-Packagingtechnologien im 300-mm-Bereich für das Stapeln von Halbleiterbauelementen und überführt diese in die Anwendung. Das Zentrum ist speziell auf Forschungsprojekte und die industriekompatible Prototypenentwicklung zugeschnitten. Prof. Lang erwirkte für Aufbau und Inbetriebnahme die finanzielle Unterstützung von 49 Mio. Euro aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Freistaat Sachsen sowie der Europäischen Union.
Das Fraunhofer IZM-ASSID ist dank des persönlichen Engagements von Prof. Lang fest eingebunden in das institutionelle Forschungs- und Industrienetzwerk mit den Firmen des Silicon Saxony und maßgeblicher Treiber im Leistungszentrum “Funktionsintegration für die Mikro-/Nanoelektronik”. Das ASSID ist indessen eine eigenständige Organisationseinheit und wurde 2013 hervorragend evaluiert und in das Fraunhofer-Modell integriert. Seit 2018 sind die Management-Prozesse am Fraunhofer IZM-ASSID nach ISO-9001-Standard zertifiziert.
Ständiger Blick in die Zukunft
Dank Klaus-Dieter Langs Engagement treibt eines der führenden Forschungsinstitute weltweit auf diesem Gebiet die wesentlichen Aspekte in der Mikroelektronik voran:
• Forschung für Hochfrequenz-Systemintegration für 5G und 6G
• die Revolution der Fertigungstechnologie: der Wechsel vom Fan-out Wafer zum Fan-out Panel Level Packaging und ein Verschmelzen beider Technologien
• die Zukunft der Prozessortechnik durch Chiplets und Quantentechnologien
• Forschung an Aufbautechniken, die biologische Systeme und elektronische Bauelemente miteinander kombinieren
• abgeschirmte Packages und Integrationslösungen für eine umfassende Hardwaresicherheit
• klimafreundliche und nachhaltige Technologien sowie ein effizienter Umgang mit Ressourcen.
Seit 2017 ist das Fraunhofer IZM Teil der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland, dem durch das BMBF geförderten größten standortübergreifenden FuE-Zusammenschluss für die Mikro- und Nanoelektronik in Europa. Und mehr noch: Neben seinen Standorten Berlin und Dresden ist das Institut nun auch in Cottbus aktiv, wo es mit exzellenten Partnern die Forschung an Hochfrequenz-Sensorsystemen vorantreibt und sich auf den Entwurf, Testverfahren und die Charakterisierung von integrierten Antennen, das Co-Design von Chip-Package-Antennen sowie Systemintegrationslösungen für die Realisierung von miniaturisierten Hochfrequenz-Sensorsystemen konzentriert.
Und auch den Hardware-Startups widmet sich das Fraunhofer IZM unter Langs Leitung. Seit mittlerweile vier Jahren bietet es kleinen und mittleren Unternehmen in seinem durch den Berliner Senat geförderten Prototyping-Areal “Start-A-Factory” die Möglichkeit, in einem einzigartigen Konzept aus Geräte-Infrastruktur und Arbeitsumgebung schnell von der Idee bis zum ersten professionellen Prototypen zu gelangen – mithilfe von modernsten Anlagen, eingebettet in das Netzwerk von Fraunhofer IZM-Wissenschaftler*innen und anderen unterstützenden Partnern.
Wenn Prof. Lang sich zum 30. September 2021 in den Ruhestand verabschiedete, übergab er ein weltweit renommiertes Mikroelektronik-Institut auf Erfolgskurs. Große Fußstapfen für mögliche Nachfolger. Aber er kennt das selbst, hat er doch 2010 die Nachfolge vom weltweit geschätzten Packaging-Pionier Prof. Herbert Reichl angetreten.
Im Weiteren wird das Fraunhofer IZM kommissarisch von Prof. Dr.-Ing. Martin Schneider-Ramelow geleitet, dem Prof. Lang ein gutes Händchen und viel Erfolg wünscht.
(Quelle: Auszüge aus Pressemitteilung Fraunhofer IZM)